Pädagogische Fragen
Keine Frage, sondern ein Einwand: Selbstorganisiertes Lernen setzt ein hohes Mass an Selbständigkeit und Selbstverantwortung voraus. In meinem BYOD-Unterricht erlebe ich Lernende teils sehr unselbständig und desorientiert; das Tablet oder der Laptop ist vor allem eine Ablenkungsmaschine, oft fehlt die erforderliche Reife um damit sinnführend umzugehen. Neue Lernformen verwirren in dieser sensiblen Phase eher und stehen einem Lernprozess im Wege. Das Lernen-an-sich ist eben ein sehr konservativer Prozess, es braucht Zeit. Ich sehe nicht, wie sich das in absehbarer Zeit ändern kann.
Ich sehe viele Schüler, die mit dem selbstorientierten Lernen überfordert sind. Sie haben dies nicht an der Sek. gelernt, waren mit Corona überfordert und dazu kommt noch die Digitalisierung, welche Sie ebenfalls fordert. Diese 3 Themen zusammen überfordert viele Lernenden. Die Jahrgänge, welche im August 2022 begonnen haben, schneiden bei vergleichbaren Prüfungen viel schlechter ab, wie die vorherigen Jahrgänge. Was kann man gegen diese Überforderung tun? Antwort MBA: Das ist schwierig zu beantworten. Kann wohl nur pädagogisch gelöst werden.
Ist die teilweise sehr prekäre Situation der Lernenden - z.B. Gartenbauer:innen die ständig für harte Arbeit anderen Betrieben ausgeliehen werden oder von Anfang an Projektleitung machen und quasi ohne Ausbildner:in die Lehre durchlaufen bzw. va. Lernende angestellt sind und ausgebildete nicht präsent - auf dem Radar des MBA? Antwort MBA: Ja, das ist Aufgabe der Berufsinspektoren. Wir leiten das weiter.
An den Berufsschulen im Kanton Zürich grassiert die Reformitis auf Unterrichts- und Personalebene. In diesem Zusammenhang getroffene Entscheide werden pseudodemokratisch legitimiert und durchgesetzt. Ob diese Entscheide wirklich einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg der Lernenden hat, wird nicht hinterfragt - Hauptsache alles geschieht unter dem Titel "zeitgemässer Unterricht". Die Folge: Das Lehrpersonal ist frustriert, zunehmend demotiviert, fühlt sich übergangen und wird teilweise krank. Die Stimmung an gewissen Berufssfachschulen sinkt und die Unzufriedenheit im Personal steigt steil an. Man muss sich schon fragen, warum in dieser Sache seitens der Regierungsrätin und dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt nur zugeschaut und nicht gehandelt wird. Daher meine Frage an Sie, Frau Steiner: Wann werden Sie endlich genau hinschauen und handeln? Antwort von Bildungsdirektorin Silvia Steiner: Die Frage zur Reformflut auf Unterrichts- und Personalebene an den Berufsfachschulen im Kanton Zürich ist sehr allgemein formuliert. Es bleibt unklar, welche Reformprojekte undSchulen angesprochen werden. Die über dreissig Berufsfachschulen im Kanton Zürich unterscheiden sich aufgrund der an ihnen auszubildenden Berufe erheblich. Die Schulleitungen sind für die pädagogische Führung der Schulen verantwortlich und üben diese Aufgabe grossmehrheitlich sehr verantwortungsvoll aus.
Gibt es die Möglichkeit die Attestausbildung (EBA) für alle Berufe einzuführen? Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel. Antwort MBA: Das ist Aufgabe der OdA in Zusammenarbeit mit dem SBFI. Da hat der Kanton ZH nichts zu sagen.
Durch die neue Regelung der prüfungsfreien BMS-Aufnahme spüren wir eine starke Zunahme von Lernenden, welche heillos überfordert sind an der BMS. Dies führt dazu, dass wir langsamer vorwärtskommen und dass sehr viel mehr Lernende die BMS wieder verlassen, teils schon nach wenigen Wochen. Meine Frage nun: soll oder muss die BMS ihre Ansprüche senken, das Niveau anpassen, damit mehr Lernende die BM erfolgreich absolvieren können? Antwort MBA: Nein, Lehrplan ist zu erfüllen und Ansprüche nicht zu senken.